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Expedition NOW

Das transdisziplinäre, internationale Kooperationsprojekt „Expeditionen ins JETZT“ wurde von der kulturtankstelle der Kunstuniversität Linz initiiert und in Kooperation mit den Abteilungen die architektur, Kunstgeschichte & Kunsttheorie und Visuelle Kommunikation der Kunstuniversität Linz (Österrreich) und dem Graduate Institute for Transdisziplinary Art of National Kaoshiung Normal University (Taiwan) durchgeführt. Den Start bildete ein Workshop (2019) mit internationalen Gästen unter dem Motto „Green Explosion“. Verschiedenste Themen wurden diskutiert, von Wasserknappheit in Taiwan über neue Formen der Mobilität bis hin zu Praktiken der Fermentierung. Doch mit der Corona-Pandemie gerieten alle Projekte in den Strudel der Gegenwart.

Projekt

WARUM JETZT?

Verändernd in die Gegenwart einzugreifen, bedeutete bis dato, die Zukunft als Imaginationsraum zu beanspruchen: Die Möglichkeit, das Morgen als offene Zukunft, als Szenario zu nutzen, macht uns im Heute aktionsfähig. Seit Beginn der Pandemie ist die Gegenwart überpräsent geworden. Sie stellt sich uns in den Weg und blockiert den visionären, verträumten Blick in die Zukunft. Aus dieser Situation heraus entstand die Idee zu den „Expeditionen ins JETZT“.

Was JETZT?

Das Coronavirus hat unseren Alltag, die Art wie wir arbeiten, kommunizieren, fühlen und denken, verändert. Zuvor bel(i)ebte Orte des Zusammenkommens – nicht zuletzt die Kunstuniversität Linz – sind geschlossen, Begegnungen haben sich in den privaten und digitalen Raum verschoben.

Das „Jetzt“ zog alle Aufmerksamkeit an sich: Was geschah um uns herum, mit uns, zwischen uns, in der Ferne und nebenan? Welche Auswirkungen würde die Pandemie haben, welche anderen Krisen rief sie ins Bewusstsein?

Absperrbänder und Abstandhalter werden wieder verschwinden; schon bestehende soziale Grenzen aber werden verschärft, neue Grenzen gezogen. Die Welt von gestern wird es so nicht mehr geben. Unser gesellschaftliches Leben, unsere Art der Kommunikation, unser Verständnis von Nähe und die Nutzung des öffentlichen Raumes werden sich langfristig transformieren. In welche Richtung? Wie lässt sie sich beeinflussen? Welche „Werkzeuge“ braucht es, um den öffentlichen Raum so zu gestalten, dass gesellschaftliche Teilhabe trotz Abstand möglich wird? Wo sind oder wo entstehen Kommunikationsräume in der Stadt, wenn körperliche Nähe Gefahr bedeutet? Wie lassen sich “Neu-Eröffnungen“ von Orten einleiten, die unserem JETZT entsprechen?

Diese Fragen bildeten die Basis für die Erforschung des JETZT. Ihr Ziel war es, den Status Quo festzustellen, zu hinterfragen, neu zu sortieren und Narrative zu suchen, die Geschichten des JETZT erzählen. Unter Verwendung verschiedener Medien und Formate versuchten wir, sowohl kollaborative als auch individuelle Erzählformen zu entwickeln und Widersprüche unserer Gegenwart herauszufiltern und gleichzeitig alternative Möglichkeiten der Nähe zu entdecken. Das Motto lautete: Wir wollen uns nicht mit Viren infizieren, aber uns von Ideen und Visionen anderer anstecken lassen!

Into the NOW!

Die von den Studierenden und Lehrenden in den vier „Expeditionen ins NOW“ entwickelten Ideen wurden in zusätzlichen Lehrveranstaltungen vertieft, in den jeweiligen Fachrichtungen zu Projekten bzw. Prototypen für das JETZT weiter ausgearbeitet und begegneten sich im NOW Ausstellungsparcours am 30. 04. 2021, auf now.ufg.at und in der NOW Zeitung.

Mit dem Webrepositorium und dieser NOW Zeitung wurden Zeitdokumente geschaffen, aus denen sich ablesen lässt, welche Spuren das JETZT der Pandemie in den sozialen Räumen und im Bewusstsein ihrer Nutzer*innen hinterlassen haben wird.

Team

Ein internationales, transdisziplinäres Expeditionsteam zusammengesetzt aus 41 Studierenden und 12 Lehrenden, untersuchte in vier Expeditionen das JETZT.  

Viermal brachen wir mit Sonnenaufgang auf, um die Gegenwart unter einer bestimmten Fragestellung zu erforschen. Mithilfe unterschiedlicher Mappingverfahren entwarfen wir zeit-räumliche Karten der Gegenwart (#1), untersuchten Dispositive der Ansteckung und die Grenzen geschlossener Räume (#2), folgten unserem eigenen ökologischen Fußabdruck und befragten den Begriff der „Neutralität“ (#3) und erforschten schließlich spazierend Veränderungen und Potentiale des öffentlichen Raums (#4). Die während dieser ganz unterschiedlichen „Expeditionen ins JETZT“ generierten Ideen wurden in den jeweiligen Fachrichtungen vertieft und zu Projekten ausgearbeitet.  

Das Format der Expeditionen passte sich der aktuellen Situation an: Streamten wir die Auftaktsitzung noch aus einem gähnend leeren Audimax in einzelne Gruppenräume, konnten sich die kleinen Teams bei der zweiten Expedition nur noch im Freien treffen. Die dritte Expedition wurde aus Kaohsiung angeleitet, und wir kommunizierten virtuell; Zeitverschiebung und unterschiedliche Phasen der Pandemie (in Taiwan war zu dieser Zeit Präsenzunterricht möglich) zeigten die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Am Ende des Semesters gingen alle einzeln, in vorbestimmte Himmelsrichtungen los – und teilten ihre individuellen Erfahrungen am Folgetag per Zoom.  

Vier Abteilungen bildeten ein Expeditionsteam und veranstalteten Expeditionen (Workshops mit Studierenden und Lehrenden aus Österreich/Taiwan), um die Gegenwart zu untersuchen. 

Expedition #1 – Visuelle Kommunikation: „A Critical Mapping of the NOW“ machte eine Bestandsaufnahme einer pluralisierten Gesellschaft und visualisierte sie in kollaborativen Karten. 

Expedition #2 – Kunstgeschichte/Kunsttheorie: „Geschlossene Räume und Dispositive der Ansteckung“ erforschte die gegenwärtige Dynamik von Orten mit beschränktem Zugang. 

Expedition #3 – GITA Taiwan: „Neutralität – Klimaneutralität” beschäftigte sich mit der Erderwärmung und dem Konzept der „Neutralität“: Was heißt überhaupt „Neutralität“ beziehungsweise „Klimaneutralität“? 

Expedition #4 – die architektur: „Spazieren im JETZT!” stand im Zeichen der Spaziergangswissenschaft von Lucius Burckhart. Individuelle Spaziergänge in eine vorgegebene Richtung schärften die Wahrnehmung des urbanen Raumes. 

 

Supervised by Clemens Bauder, Luana Bechstein, Huai-Wen Chang, Ludwig Engel, Tina Frank, Jasmin Mersmann, Cheng-Yu Pan, Marianne Lechner, Anne von der Heiden, Pei-Kuei Tsai, Katharina Weinberger-Lootsma, Mali Wu 

Partner

Mit freundlicher Unterstützung:

Linz Kultur, Förderverein der Kunstuniversität Linz, Nüssli, Raiffeisen Landesbank OÖ