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„C’est la vie“ – Schlachthof

„C’est la vie“ – Schlachthof

PROJEKT VON Karim Hussein and Johanna Kerschensteiner

„Der Schlachthof ist an und für sich eine für die meisten Menschen widerliche, abschreckende Anstalt, welche, wenn sie nicht sehr reinlich unterhalten wird, noch weitere Unannehmlichkeiten bietet.“ (August Lydtin 1883, zit. n. Christian Kassung) Der Linzer Schlachthof in der Holzstraße zeigt sich uns als „Anstalt“ mit abschreckender Wirkung. Nicht (nur) weil hier Tiere geschlachtet und zerlegt werden – der Tod spürbar ist – sondern weil der Ort in seiner Konstruktion einer ist, der nicht besucht werden will: hermetisch abgeriegelt, mit Sichtschutzbarrieren und Türen gepflastert mit Stopp-und Verbotsschildern: „Betretungsverbot für Besucher“, „Eltern haften für ihre Kinder“, „Unbefugten ist der Zutritt verboten“. Diese ohnehin wirksamen Hygienestandards und Barrieren werden durch die Corona-Regeln kaum verschärft. Es gibt nur einen Eingang zum Gebäudekomplex. Dieser darf lediglich von Angestellten benutzt werden. Alle Türen sind verschlossen. Der Ort wirkt wenig einladend. Waren werden über LKWs angeliefert. Niemand ist zu sehen. Die LKWs fahren mit geöffnetem Laderaum rückwärts an ein Hallentor, das genau die passende Größe für den LKW hat. Niemand steigt aus oder ein. C’est la vie –Das Leben ein Feststeht auf der Wand des Zufahrtsbereichs des Gebäudes. Die Graffiti an der Außenfassade wirken auf einmal wie geheime Botschaften, (vergebliche?) Versuche der Kommunikation von außen nach innen. Vor Ort lässt sich schwer vorstellen, wie hier kürzlich eine Kuh ausgebrochen ist.

Einen Schlachthof bei Tagesanbruch aufzusuchen, bedeutet nicht das Schreien von Tieren zu hören, einen regen Austausch von Waren oder Personenverkehr zu beobachten, sondern vor allem den merkwürdigen Geruch wahrzunehmen, der in der Luft liegt. Dieser Geruch ist zeitabhängig: abends ist der Gestank besonders unangenehm, im Sommer ist es an diesem Ort nicht auszuhalten. Die Idee zu einem ,ansteckenden‘ Objekt ergibt sich aus dem abschreckenden wie abgeriegelten Ort „Schlachthof“ in Kombination mit den vorhandenen Botschaften: Wir kleben einen Werbezettel für einen (fiktiven) Messerschleifer an die Tür: Dein Messer ist stumpf? Deine Tomaten sind keine Scheiben mehr, sondern nur Brei? Dann komm vorbei! Wir verleihen deinem Messer neuen Glanz! Bei unserer Wiederkehr am Abend ist der Zettel verschwunden.

FORSCHUNGSFRAGEN
Wie ist die Eingangssituation?

▪ Es gibt nur einen Eingang. Dieser darf lediglich von Angestellten benutzt werden.
▪ Alle Türen sind verschlossen.
▪ Der Ort wirkt wenig einladend.

Welche Hygieneregeln gibt es?

▪ Im Gebäude herrschen die geltenden Corona-Hygieneregeln: Abstand halten, Maske tragen, kein Händeschütteln, Hände waschen und desinfizieren.
▪ Betretungsverbot für Besucher*innen
▪ Hygieneregeln für das Anliefern/Ausliefern von Waren sind unbekannt.

Wer passiert die Barrieren und wie?

▪ Angestellte dürfen den Eingang benutzen, alle anderen nicht.
▪ Waren werden über LKWs angeliefert. Niemand ist zu sehen. Die LKWs fahren mit geöffnetem Laderaum rückwärts an ein Hallentor, das genau die passende Größe für den LKW hat. Niemand steigt aus oder ein.

Zusammenfassung/Eindrücke

▪ Am Vormittag kommen LKWs mit Schweinen und Kühen an.
▪ Der Geruch (Intensität) ist tages(zeit)abhängig.
▪ Graffiti / Tags an Außenfassade
▪ Slogan: C’est la vie – Das Leben ist ein Fest
▪ Am Mittag werden mehr Fleisch und Ware geliefert als am Morgen.
▪ Ein Fleischergeschäft befindet sich direkt gegenüber dem Schlachthof.
▪ Das Gebäude ist vollständig abgeriegelt.
▪ Personen konnten nicht gesichtet werden
▪ Überall ist Sichtschutz vorhanden.